"Zeichen, die nach Deutung suchen"

Zur Begegnung mit dem Werk Frederick Bunsens

Michael Krämer 2002

Tanzperformance in der St. Karl Borromäus Kirche Winnenden

Tanzperformance von Suzanne Lehrer

Installation 'Das Schweigen der Farbe', Photo F.Bunsen 2002

Dialog mit jedem der auf dem Boden liegenden 12 Bildern

Installation 'Das Schweigen der Farbe', Photo F.Bunsen 2002

Dialog mit jedem der auf dem Boden liegenden 12 Bildern

Michael Krämer, Literaturwissenschaftler und Theologe

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Das Schweigen der Farbe

Befunde

Zeichen. Wer dem Werk, wer den Werken Frederik Bunsens begegnet, den befällt eine eigenartige Form der Erinnerung: In den Bildern finden sich Zeichen, die in irgendeiner Weise an Schrift gemahnen und dennoch keiner bekannten Schrift der Welt angehören - außer vielleicht jener Schrift, die Kinder schreiben, bevor sie das Schreiben in der Schule lernen. Ulla Hahn erinnert an eine solche Schrift in ihrem letzten Buch, wenn sie die Geschichtensteine des Großvaters benennt, die aus der vorliteralen, aus der oralen Entwicklungsphase stammen und der erzählenden Phantasie Wege erschließen. Als Erwachsene stehen wir den Zeichen in Bunsens Bildern gegenüber und stellen dann fest, dass da anscheinend nichts zu lesen ist. Als Reaktion bleibt der Wunsch, dennoch verstehen zu wollen, oder es entwickelt sich ein Unwille darüber, dass da Zeichen sind, die anscheinend für nichts als für sich selber stehen.

Zitate. Vierecke, schwarz oder rot, Übermalungen, Fundstücke aus der Computerwelt, Selbstzitate, Imaginationen aus der Welt der Natur, ein gemalter Schmetterling zum Beispiel. Mitten unter Zeichen und Farben findet das Auge Halt an offensichtlich Bekanntem, das hier auf der Fläche inmitten von Schlieren und ineinander übergehenden Farben und Zeichen einen Ort gefunden hat. Und wieder das Befremden darüber, was den Sinn dieses Ortes, was den Sinn dieses Zeichens an diesem Ort ausmacht, erst recht dann, wenn ein sprechender Titel den Zwiespalt zwischen eigener Wahrnehmung und zugesellter Aussage noch vertieft oder wenn das Bild gar den vielsagenden Namen "ohne titel" trägt.

Bewegung. Expression. Eindeutig und unmissverständlich ist, dass hier Bewegung Ausdruck findet, dass das Bild ein geronnener Prozess ist, dass - noch Bild geworden - der Prozess auf seiner Dynamik besteht, dass, wer das Bild betrachtet, sich dieser Dynamik kaum entziehen kann und - das mag mancher als Ärgernis empfinden - in die Auseinandersetzung damit gezogen wird. Rätselhaft bleibt für den Betrachter der Prozess selbst, rätselhaft bleibt, was da nach Ausdruck sucht. Nur dass es sich um Expression handelt, ist unzweifelhaft.

Wahrnehmung

Sehen. Etwas fällt uns in die Augen, wenn wir die Augen geöffnet haben - und bisweilen erscheinen Bilder auch bei geschlossenen Augen vor unserem inneren Auge. Das kann ganz passiv geschehen, aus dem Augenblick heraus, eine Geste, ein Zeichen, ein Gesichtszug, ein Bild... Es kann auch ein bewusster Akt der Zuwendung sein. Dieser Akt, dieses Geschehen liegt vor der Erfahrung. Es ist - wieder nur einen Augenblick lang - pure Wahrnehmung. So geht es auch mit Bunsens Werken: Im Ausstellungsraum, in der Galerie begegnen wir ihnen aktiv, absichtlich, weil wir dorthin gegangen sind mit dem Ziel der Begegnung; im öffentlichen Raum, in der Kirche stoßen die Bilder zufällig auf uns. Und wir sind diesem Zufall ausgesetzt: Ein Muster, Farben, Striche, Krümmungen - doch kaum hat sich das Gesehene unseres Auges bemächtigt, ist es nicht mehr nur, was es ist: Farben, Striche, Krümmungen.

Wertung. Interpretation. Vorurteil. Im Gegenzug bemächtigt sich nun etwas aus unserer Welt des Gesehenen. Erinnerungen werden wach; schon Gesehenes, Erfahrenes verbindet sich mit dem eben Gesehenen. Die Wahrnehmungssituation - Ausstellung, Galerie, öffentlicher Raum ... - schafft weitere Filter und Anhängsel, unsere momentane Verfassung kommt ins Spiel und vielleicht sogar noch viel mehr von all dem, was wir im Laufe unseres Lebens erlebt und uns angeeignet haben. Wissen um die Bedeutung von Motiven, kunstgeschichtliche, ikonographische Erinnerungen mischen sich ein. Und so entsteht ein erstes Urteil über das Gesehene, eine Wertung und eine immanente Interpretation, die zunächst unreflektiert bleibt. Bunsens Bilder konfrontieren in spezifischer Weise mit diesem Wahrnehmungsanteil, indem sie (s. Befunde) Vertrautes mit Befremdlichem verbinden, indem sie Zeichen setzen, die ihren Sinn nicht preisgeben, indem sie in der Artikulation von Dynamik keineswegs ohne Weiteres auf den Grund dieser Dynamik verweisen.

Emotion. Nachdem das erste Urteil, die spontane Wertung einen Zusammenhang herstellt zwischen dem äußeren Gesehenen und dem inneren Erlebten und Angeeigneten, entsteht mit Notwendigkeit Beziehung zwischen dem Ich des Betrachters und dem anderen Betrachteten. Und aus dieser Beziehung heraus ergeben sich Emotionen: Zustimmung, Abwehr, Befremden, Gleichgültigkeit, Aggression... Auch diese Emotionen sind notwendiger Bestandteil des gesamten Wahrnehmungsprozesses. Die Wertung stellt das gerade Gesehene in den persönlichen Kontext, dient also der Adaption. Die daraus resultierende Emotion integriert das Gesehene und Gewertete in unsere Biographie - oder vielleicht besser: in unsere Existenz - oder stößt es ab und sondert es aus. Um so fremder das Gesehene gewertet wird, umso eher entstehen Abstoßungsprozesse; je näher und bekannter das Gesehene gewertet wird, je eher kommt es zu zustimmender Adaption und damit zur Bestätigung des eigenen Soseins.

Reaktion. "Und das soll Kunst sein...? Das hätte ich auch gekonnt..." Das sind nicht ganz seltene Reaktionen, die am Ende des Wahrnehmungsprozesses von Bunsens Kunst stehen. Genauso gibt es verständnisloses Staunen, verärgerte Sentenzen, erschrecktes Innehalten, Betroffenheit... All dies sind Reaktionen, wie sie auch in anderen Wahrnehmungs- und Kommunikationsprozessen vorkommen. An ihnen zeigt sich, in wie hohem Maße unsere eigene Weltkonstruktion unsere Wahrnehmung und damit auch die Selektion des Wahrgenommenen (und damit die Weiterentwicklung) beeinflusst. Mit einer häufig zitierten chassidischen Weisheit lässt sich dieses Phänomen auf den Punkt bringen: "Ich sehe nicht, was ist, ich sehe, wie ich bin."

Nun ist es nicht erstaunlich, dass im Kontext mit visueller Kunst - wie übrigens mit Kunst überhaupt - das Thema Wahrnehmung angesprochen wird, sind doch künstlerische Artikulationen in besonderer Weise Gegenstand von Wahrnehmung.

Reflexion. Während die alltäglichen Wahrnehmungsprozesse - z.B. als wesentliche Teile von Kommunikation - zum größeren Teil problemlos zu verlaufen scheinen und zu einem anderen Teil offensichtlich kritisch sind, verläuft die Wahrnehmung von Gegenwartskunst, wenn sie diesen Namen verdient, immer kritisch. In die Krise geratene Wahrnehmung bedarf zu ihrer Klärung der Reflexion. Und es scheint fast, als provoziere Gegenwartskunst unentwegt dieses Reflexionsprozess. Diese Reflexion richtet sich auf drei Ebenen: Den Betrachter, den wahrgenommenen Gegenstand und den Wahrnehmungsprozess selbst. Indem der Umgang mit Gegenwartskunst diesen Reflexionsprozess einfordert, trägt er zur Sensibilisierung von Wahrnehmung überhaupt bei. Die folgenden Überlegungen sind - provoziert von Bunsens Werken - Elemente eines solchen Reflexionsprozesses.

Kritik

Was soll das?. Diese Frage lösen Bunsens Bilder, diese Frage löst Bunsens Kunst ohne Zweifel aus, gleichgültig, ob es sich um einzelne Objekte oder ob es sich um eine ganze Installation handelt. Ein Beispiel dafür sind die Arbeiten in der Ludwigsburger Reithalle und in der Winnender Kirche. Diese Frage ist Symptom des Befremdetseins. Fremde - ein schönes Wort im Deutschen - ist das, was aus der Ferne kommt. Und Ferne ist nicht nur jenseits der Grenzen von Heimat, sondern schon jenseits der Grenzen des eigenen Ich.

Irritation durch solche Fremde kommt nur dann auf, wenn die andere Fremde auf die eigene Fremde stößt, wenn also an dem, was uns da im Bild oder Objekt begegnet etwas ist, das unsere eigene Ich-Konstruktion, die fast immer auf Ausgrenzung und Selektion beruht, stört. Wenn sich hier eine Korrespondenz herstellt, dann entsteht der Wunsch, entweder diese Wahrnehmung zu stornieren, um die Störung zu beenden. Oder es ebtsteht ein Prozess der Auseinandersetzung, der im besten Falle zu einem Mehr an Ich-Integration führt und damit einen Schritt in unserer Weiterentwicklung darstellt. So mögen beispielsweise die chaotische Ordnung und die expressive Dynamik von Bunsens Bildern mit dem eigenen Chaos und der Dynamik des Unbewussten im Betrachter korrespondieren. Die Bilder zeigen also vielleicht - als Artikulation eines Anderen - was wir selber um des eigenen Komforts und Friedens willen lieber bedeckt halten möchten.

"Transzendieren" und "Transzendenz" sind Lieblingsworte von Bunsen, wenn er von seinen Hervorbringungen spricht. Und auch wenn diese Worte an Religion und Theologie erinnern, haben sie doch nur sehr vermittelt mit dieser Welt zu tun. Bunsen beschreibt damit einen Überschreitungsprozess, der sich nach Versöhnung streckt: Versöhnung des eigenen Fremden mit dem eigenen Nahen und in diesem Sinn dann auch Versöhnung des eigenen Nahen mit dem anderen Fremden. Der Wahrnehmungsprozess, den die Begegnung mit Bunsens Werken auslöst, intendiert solche Versöhnung - augenblicksweise. Die Versöhnung des Fremden in mir mit den bewussten Konstruktionen meines Ich heißt "Ich-Werden" oder auch "Menschwerdung". In der Beschreibung des Entstehungsprozesses seiner Bilder beschreibt Bunsen einen solchen Vorgang aus dem Blick der Schaffens sehr genau:

1. Ein innerliches Spannungsmoment besteht in der Unzufriedenheit mit sich oder seiner Umwelt. Dazu gehören auch Neugier, emotionelle Aufladung, Rausch, Erotik, Sorge, Not, Angst usw.
2. Dem innerlichen Spannungsmoment wird in kreativer Auseinandersetzung (Engagement) mit sich, Ort (Umgebung) und Mitteln - je nach Eigenschaft - in einem Akt des Wollens geantwortet oder begegnet.
3. Im Spiel und Experiment überschreite ich Grenzen (Prozeß, Mittel, Selbst, Umgang).
4. In der Schwebe der Handlung, zwischen mir und meinem Ergebnis, wird der Sinn des aufgenommenen Prozesses und dessen Formung aus der Verdichtung und dem Zusammenhang seiner gesamten Einflüsse, Mittel und Faktoren ersichtlich - wird er erst in diesem als Kunst ersichtlich und der Schöpfer als Künstler bezeichnet werden.

Der Künstler geht um (handelt) mit gewählten Mitteln der Farb-, Form- und Stoffwelt, oder mit anderen für seine Kunst bestimmten Mitteln, die für das charakteristische Wesen der Handlung am geeignetsten sind. Seine Kunsthandlung und/oder sein Handlungsergebnis sind eine Antwort auf die immer wieder auftauchende Frage des Lebenssinns. Die Spannung des Künstlers ebbt erst in der Vollendung seiner Handlung ab. Das Handlungsergebnis des Künstlers ist eine Verschmelzung und Zeitgenossenschaft in sich selbst, von Ort und Mitteln, in denen der Künstler erneut zu sich findet bzw. er selbst wird. In dieser Erkenntnis ist er mit sich versöhnt. Findet diese Versöhnung nicht statt, besteht fortwährend ein geladenes Spannungsfeld im Künstler, bis es schließlich in der Verschmelzung aller Faktoren der Handlung "aufgehoben" wird (als Novum, jedoch in Identität und Differenz). Das Werden des schöpfenden Menschen wird aus der Kunsthandlung und/oder im Handlungs-Ergebnis ersichtlich. Sein Geworden-Sein macht sich sichtbar im Handlungs-Resultat. Daraus bezieht er seine Bezeichnung als "Künstler". Erst dadurch weiß er, wer er ist und weshalb überhaupt geschaffen wurde, und der Betrachter erkennt es in der Transzendenz dieser Sphäre.

Aufgabe des Betrachters dieser Kunst könnte es also sein, auf der anderen, der Wahrnehmungsseite diesen Prozess ebenso zu reflektieren. Wie der Entstehungsprozess gleichermaßen die intuitive Handlung wie die bewusste Intention kennt, so hat sich auch die Wahrnehmungsreflexion diesen beiden Ebenen zu stellen. In beiden Fällen ist die Reflexion eine Notwendigkeit - anders als in alltäglichen Kommunikationsprozessen. Allerdings ist Reflexion immer Re-flexion, etwas Nachgetragenes also, das sich dann allerdings in den jeweiligen Prozess involviert und ihn mit gestaltet.

Ein Beispiel

Die Ausstellung in der Reithalle der Ludwigsburger Karls-Kaserne. Wie in jeder Ausstellung hängen dort Bilder - oder jedenfalls etwas, das an Bilder erinnert - und stehen dort Objekte. Das Ambiente ist eher etwas schäbig, die Atmosphäre wirkt zunächst kalt, die Wände sind kaum gleichmäßig geweißt in dieser von Eisensäulen getragenen Halle. Die Bilder und die Ascheinstallation in der Mitte des Raumes lassen deutlich Bunsens Stil erkennen, und die übrigen Objekte weisen sich als Artikulationen seines Künstler-Kollegen aus. Der erste Eindruck bim Betreten dieser Halle (Wahrnehmung - Wertung) ist allerdings weniger der eine landläufigen Ausstellung als vielmehr der einer Kirche. Nun erwartet, wer in eine Ausstellung von Gegenwartskunst geht eben eine Ausstellung und nicht unbedingt eine Konnotation mit Religiösem. Und dennoch gibt es eine eigenartige Reaktion bei den Besuchern: Fast magisch angezogen gehen sie durch den "Mittelgang" auf das "Altarbild" an der Stirnseite der Halle zu und missachten dabei sogar die Asche-Installation auf dem Boden. Bei näherer Betrachtung der einzelnen Exponate wie der Gesamt-Installation stellt sich heraus, dass außer eine "Engel" titulierten Stein-Licht-Skulptur nichts einen benannten Ausdruck auf Religiöses zeigt. Wo etwa in Kirchen bisweilen Kreuzweg-Bilder hängen,zeigen sich hier Kunststoff-Folien mit roter Farbe bestrichen. Das "Altarbild" selbst ist eine Farbkomposition, in der das Dunkle vorherrscht. Vermutlich wird sich niemand eins dieser "Bilder" ins Wohnzimmer hängen; Ornamentales verweigern Bunsens Einzelobjekte in diesem Kontext strikt. Und vermutlich wird auch kein Museum eine der Folien käuflich erwerben.

Dennoch geschieht hier etwas: Die intuitive Gestaltung des Raumes verwoben mit der Reflexion seiner Möglichkeiten und der Möglichkeiten des Materials - das alles noch einmal vor den Hintergrund des 11. September gestellt: So ist hier etwas gestaltet worden, das nun, als Gesamt, die Betrachter in seinen Bann zieht. Und offensichtlich reagieren die Besucher der Ausstellung darauf und beginnen sich diesem Eindruck auszusetzen und dann wohl auch, sich mit ihm auseinander zu setzen.

Je nach eigener Situiertheit und Verfassung wird ein Betrachter sich nach dem Gefühl oder dem Gedanken fragen, der da evoziert wird; er wird dem Rot, dem Schwarz, der Asche begegnen und wird dies in einen auch ihn an "Kirche" - als an Religion - gemahnenden Rahmen eingebunden finden. Bereits an dieser Stelle wird er sich fragen, ob er sich all dem weiter aussetzen soll. Vielleicht wird er dann weiter fragen nach der Bedeutung des Schwarzen im Mittelpunkt, nach dem Sinn von Rot, nach der Asche am Boden.

Und so - reflektierend - gelangt er zu sich selbst und ist vor die Frage gestellt, was er selbst denn weiß über das Zentrum seiner Hoffnungen, seiner Träume oder seiner Ängste. Jäh mag in ihm das Gefühl oder der Gedanke aufstehen, ob nicht Blut und Leere, ob nicht Glut und Nacht die Zentren dessen sein mögen, was Leben, was dann auch "Ich" ausmacht. Hier nun beginnt Aneignung, die jeder Mensch für sich vollzieht. In dem jähen Augenblick des Einfühlens oder des Erkennens entsteht jedenfalls ein kleiner Moment des Sich-selbst-nahe-Seins, des "Sich-selbst-auf-der-Spur-Seins". Das muss nicht unbedingt erfreulich wirken. Und doch schafft dieser Augenblick unter Umständen das Fremdeste (die Leere) mit dem Vertrautesten (Wie ich mein Leben verstehe...) zusammen.

Es wird sich noch zeigen, in welcher Weise Bunsen diesen Weg in der Winnender Kirche geht. Auch dort wird es um Abstieg und Aufstieg - am Ende um Leere geht: Mitten in einer Kirche diesmal.

Das Schweigen der Farbe. Das ist der sprechende Titel der Doppelausstellung in Rathaus und Kath. Kirche in Winnenden. Schreiende Farben haben wir täglich, in Nachricht, Wahlkampf und Werbung. Diese Farben überschreien, was ist, was wir sein wollen. Sie verdanken die Erlaubnis zum Geschrei dem permanenten Bedürfnis nach Inszenierung. Inszenierung ist das Gegenteil von Inkarnation, von Menschwerdung. Das bleibt uns wirklich fremd und das macht uns uns selber fremd. Nicht weil es aus der Ferne käme. Sondern weil es Beziehung verneint. Das Schweigen der Farbe ist unüberhörbar. Es schafft eine Leerstelle. Dort in der Leere wachsen Möglichkeiten, gedeihen Begegnung, Du, Ich - auf dem Weg zu uns.

Michael Krämer, Mai 2002

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