"Dreifaltikeit der Malerei"

Performance und Installation im Bildungshaus St. Virgil, Salzburg 1988

Frederick Bunsen (Ausstellungskonzept)
Ulrike Weiss (Performance)
Gerhard Laber (Percussions)

Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Gerhard Laber, Salzburg, Percussions


Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Gerhard Laber, Salzburg, Percussions


Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Ulrike Weiss, Performance

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"Kunst und Kirche", anlässlich der Ausstellungseröffnung Frederick Bunsen
Dr. Albin Rohrmoser, Direktor Salzburger Museum Carolino Augusteum

Die Frage, was moderne Kunst in einem katholischen Bildungshaus soll, ist eine Anfrage, die bald jemand stellen könnte. Sie zeigt, daß man Kirche und moderne Kunst nicht unbedingt miteinander in Beziehung bringt.

Zunächst müsste man Kunst nach den Aussagen des Lexikons für Theologie und Kirche zweigeteilt sehen.

Dort ist zunächst einmal die Rede von kirchlicher Kunst im Sinn von kirchlichen Geräten, die schon in der frühchristlichen Zeit für unmittelbar liturgische Zwecke verwendet worden ist, während man die christlichen Symbole eigentlich als Übernahme aus der Antike einführte. Sie gehen zurück auf antike Vorstellungen und Traditionen. Etwa im 3./4. Jh. bildete sich eine neue Kunst heraus. Zugunsten ein er Deformierung des klassischen Ideals hatte man etwas erreicht, das eine Geistigkeit hatte, wie sie bis dahin noch nicht da gewesen war und wie sie dann für Jahrhunderte die christliche Kunst beherrschte.

Das war der Beginn der christlichen Kunst.

Als christliche Kunst im Allgemeinen wird z.B. die christliche Stadt bezeichnet, in der die Kirche den Mittelpunkt bildete, oder der kirchliche Palast, wo jemand residierte, der in der kirchlichen Hierarchie ganz oben stand.

Mit der Reformation kam es jedoch zu einer Gespaltenheit. Während in der katholischen Kirche der Kirchenbau ein Abbild des himmlischen Jerusalem blieb, wurde er im evangelischen Bereich, ironisch ausgedrückt, zu einer "Gebetsscheune"; ein Zusammenkunftsort, wo man gemeinsam im Gedenken an den Erlösertod das Abendmahl feierte. Das war dann eine Kirche, welche die ungemeine Bedeutungshaftigkeit des (katholischen) Mittelalters abgelegt hat.

Schaut man sich heute in den Kirchen um, so hat man den Eindruck, daß die Reformation im 20. Jh. den Katholizismus eingeholt hat. Wenn wir unsere Kirchen betrachten, so sind mit den Mitteln der modernen Architektur interessante Formen zu entdecken, aber es fehlt die Geistigkeit von früher. Wir sind nüchterner geworden. Was wird heute von der Kirche für den Kult verwendet?

Es ist im Prinzip katholisiertes Design. Es ist etwas, das elegant ausschaut, das man sich dem Design abgeschaut hat, aber es ist nicht mehr der Glanz etwa der barocken Monstranz als kostbare Hülle für den Corpus Christi. Man kann allein schon an der Form der Aussage sehen, daß es hier etwas gibt, das nicht mehr eingeholt werden kann.

Das große eigentliche Problem der katholischen modernen Kunst ist, daß moderne Kunst über eine tradierte Ikonographie übergestülpt ist; daß das Christentum eine Buchreligion ist, d.h., was durch die Bibel (AT und NT) inhaltlich transportiert wird ließ sich in früheren Jahrhunderten wunderbar illustrieren. Diese Inhalte wurden in einer Ausformung gestaltet, welche zu einer Steigerung der Aussagen geführt haben.

Heute klaffen moderne Kunst und tradierter Inhalt auseinander. Die moderne Kunst kann mit den Inhalten nichts mehr anfangen. Die Versuche, solche Inhalte in moderne Formen einzukleiden, sind eigentlich gescheitert.

Kann die Kirche nun mit moderner Kunst überhaupt nichts anfangen? Ist denn moderne Kunst dann wirklich das, was man von manchen Seiten hören kann: Ausdruck eines atheistischen Jahrhunderts?

Ist es wirklich so, daß die Kunst zeigt, daß offensichtlich die Kirche heute "danebensteht"?

Wenn man moderne Kunst anschaut, so sieht man, daß sie voll von Problemen ist. Probleme, die eigentlich dem kirchlichen Bereich ungeheuer nahe liegen.

Es ist eine Kunst, die in eine Realität geworfen ist, in der sich der Raum aufgelöst hat, in der es unwägbare Träume gibt.

Die moderne Kunst ist durchwoben von einer Relativität des Raumes, die Angst macht. Diese Angst wird noch gesteigert dadurch, daß sie unglaubliche Verzerrungen kennt, die wiederum Ausdruck des uneinigen Menschen sind.

Ich glaube, daß heute eine Situation aufgetreten ist, die mit den Veränderungen von der Antike zur Spätantike, von heidnischen Anteilen zum jungen christlichen Volk geführt hat und ich glaube, daß diese Entwicklung in der modernen Kunst ein Feld ist, das eigentlich alle Eignungen hätte, um Religion aufzunehmen.

Der Künstler, den sie heute kennenlernen, ist einer, der irgendwie die Ungebundenheit der modernen Kunst, ihre Freiheit nicht mehr will.

Er sucht sich wieder einen Ort, er sucht einen Grund, um einen höheren Sinn zu erfüllen.

Er sucht sich einen Ort, in dem Kunst wieder Bedeutung hat in einem Sinn, wie es der Glaube durch Jahrhunderte gelehrt hat.

Ich kann nicht sagen, ob der Versuch von Bunsen wirklich eine neue Möglichkeit eröffnet.

Man wird überhaupt glücklich sein können, wenn es gelingt, krasse traditionelle Strukturen in der Kirche in einer neuen Offenheit mit moderner Kunst in Verbindung zu bringen.

Aber ich glaube, es ist jeder Versuch wert, hier eine neue Position sowohl für die moderne Kunst als auch für die Kirche zu gewinnen, d. h., wenn es gelänge, hier eine Verbindung zu schaffen.

Ich kann dem Künstler nur alles Gute wünschen.

Salzburg, im Bildungshaus St. Virgil 1.6.1988

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Frederick Bunsen, St. Virgil Salzburg 1. Juni 1988

Ulrike Weiss, Performance


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